Kegeltour 2017

Segeltörn mit der Ouderzorg durch die Westfriesischen Inseln

Gedanken des „Vatters“

Tag 1
Mittwoch, den 18. Juni 2017

Treffen war beim Vatter um 18:00 Uhr.
Bei den Kegelbrüdern herrschte allgemeine Unruhe, denn so befürchteten einige, dass Michi und die „Rölfe“ sich diesmal eine Wandertour ausgedacht hatten!
Wird ein Schlafsack wirklich gebraucht?
Warum soll ich Handtücher mitnehmen? In jedem Hotel sind doch Handtücher vorhanden, so die Gedanken der Männer.
Als dann Vatter Rolf die Kühlbox zeigte und darin keine gekühlten Getränke, sondern Butter,  Aufschnitt und Käse vorhanden waren, wurden die Falten auf den Stirnen einiger Kegelbrüder  tiefer.
Als dann auch noch eine Großpackung Toilettenpapier eingeladen war und im Kofferraum von Rolf N. Nudeln, Eier und andere Lebensmittel verladen waren, maulten die Ersten!
„Wenn ihr glaubt, dass ich wandern gehe, fahre ich nicht mit“, so Thomas!
Andere waren nun der Meinung, es geht in ein Heuhotel und brachten ihre Gräserallergie zur Sprache.
Rolf N. brachte wieder Ruhe in die aufgeheizte Stimmung und sagte: „Wartet doch erst einmal ab und vertraut eurem Festausschuss!“
Dann stiegen wir in die Autos und verließen Sendenhorst Richtung Norden mit unbekanntem Ziel.
Wir fuhren durch Telgte, überquerten bei Greven die A 1, bis wir in Emsdetten eine erste Rast einlegten. Dort wurden gekühlte Getränke eingekauft und in einem Imbiss der Hunger gestillt.
Weiter ging die Fahrt nach Rheine und dort auf die Autobahn A 30, Richtung Amsterdam.
Es geht sicher nach Holland, so Mutmaßungen.
Aber auch diese lösten sich auf, als die Autokolonne im Autobahnkreuz Schüttorf auf die
A 31 wechselte. Zwischen Lingen und Meppen stellten wir uns dann mit vielen anderen Autofahrern „artig“ hintereinander und benötigten für 10 Kilometer Strecke fast eine Stunde! Aber auch das ging vorbei und im Kreuz Meppen fuhren wir auf die B 402, die auf Niederländischen Gebiet in die A 37 mündet.
Also geht die Fahrt nach Holland und die Gesichter schauten schon fröhlicher!
Gegen 23.00 Uhr erreichten wir den Niederländischen Küstenort Harlingen und an der Waddenpromenade wartete Skipper Niklas, Matrosin Daniela und das Plattbodenschiff „Ouderzorg“ auf uns.
Die Mienen der Kegelbrüder wurden zusehends freundlicher.
Nach kurzer Begrüßung luden wir unsere Taschen, die Verpflegung, die 6 Partydosen a‘
5 Liter Bier von Peter und Henrik auf das Schiff um.
Skipper Niklas stellte uns die Ouderzorg vor:
Es ist eine Tjalk, mit einer Länge von 21 und einer Breite von 4,50 Metern. Das Schiff hat eine Segelfläche von 180 m² und ist 103 Jahre alt. Dieser Schiffstyp transportierte früher Frachten zwischen den Westfrischen  Inseln.
Dann verabschiedete sich Skipper Niklas und Matrosin Daniela und wir kümmerten uns um die 15 Liter Bier von Henrik…
Bevor es um 01:30 „Ruhe im Schiff“ hieß, verteilte „Vatter“ Rolf noch Zäpfchen für die Ohren, wohl wissend um die nächtlichen Schlafgeräusche einiger Kegelbrüder…
Ende Tag 1

Tag 2
Donnerstag, den 19. Juni 2017

Geweckt durch die Schlafgeräusche einiger Kegelbrüder, Möwengeschrei und Pumpgeräusche der Toilette, kletterte ich aus dem Schlafsack.
Ich machte einen Rundgang über das Schiff, vorbei an leeren Bierdosen und benutzten Biergläsern.
Kurz danach kam Thomas zu mir und plante etwas Schlimmes mit einem Kegelbruder.
Davon konnte ich ihn aber abbringen und verwies auf die Zäpfchen für die Ohren…
Dann kochten wir Kaffee und bereiteten das Frühstück vor.
Nach dem Frühstück wurden die anstehenden Arbeiten verteilt:
Einkaufen, Abwaschen, und „Klar Schiff“ machen.
Als alle wieder an Bord waren, erklärten uns Niklas und Daniela wie alles an Bord funktioniert, welches Segel wie heißt und die Funktion der Schoten und Leinen.
Auch eine Einführung in Knotenkunde wurde uns zuteil.
Gegen 11:00 Uhr hieß es dann Leinen los und wir fuhren mit Motorkraft aus dem Hafen.
Kurze Zeit später hissten wir mit Hilfe von Daniela die Segel, die da waren ‚Klüver, Fock und Großsegel‘, von vorn nach hinten.
Bei strammem Wind nahm die Ouderzorg schnell Fahrt auf und zur Freude von Skipper Niklas war die Ouderzog schneller als die anderen.
Wir alle halfen beim Segeln, zogen Schoten und machten Leinen fest.
Später wurde es zunehmend windiger und ich bekam den Auftrag:
„Alle Bullaugen und Luken dicht!“
In voller Fahrt mussten die Segel eingeholt werden und das Großsegel wurde  kleiner gezurrt.
Zusätzlich wurde der Motor gestartet, was sich allerdings Fahrtechnisch nicht besonders ausgewirkte, so mein Gefühl.
Jeder von uns war nach diesem Segelmanöver nass bis auf die Haut, denn die Gischt kam über das Vorschiff nach Achtern. Jetzt war mir auch klar, warum die Luken und Bullaugen dicht gemacht werden sollten!
Wir kreuzten mehrfach gegen den Wind und bald sahen wir am Horizont die Insel Texel, unser heutiges Tagesziel.
Niklas erklärte uns, dass  er geplant habe, an einem Steg anzulegen, damit wir die Möglichkeit haben, von Bord zu gehen.
Aber das Wasser wurde immer flacher und so ließ er das Schiff trocken fallen.
Bei Niedrigwasser erkannte  er, dass er den Priel von der falschen Seite angefahren hatte.
Niklas und Daniela verließen das Schiff mit einem Eimer in der Hand und begeben sich auf Austern- und Miesmuschelsuche im Schlick.
Zum Abendessen wurde der Grill angeheizt und lecker gegrillt.
Dabei wurden die 15 Liter Bier von Peter getrunken.
Bei auflaufendem Wasser beschließt Niklas an den Steg zufahren, was ihm letztlich durch ständiges Peilen der Wassertiefe durch Daniela auch gelingt.
Wir machen fest und gehen in ‚De Cocksdorp‘ an Land.
Aufgrund des für den nächsten Tag angesagten strammen Windes in der  Windstärke 7, beschlossen wir, den Freitag hier liegen zu bleiben.
Ende Tag 2

Tag 3
Freitag, den 20. Juni 2017

Habe gut geschlafen und bin nun wach, schäle mich aus meinen Schlafsack und gehe an Deck.
Wir liegen trocken. Das Watt stinkt nach einer Mischung aus Klärschlamm und faulen Eiern!
Dann gehe ich zur Toilette und werde schlimm überrascht!
Die sieht furchtbar aus!
Voller über riechendem Schlickschlamm und die Schüssel entsprechend dunkelgrau bis schwarz!
Da hatte wohl jemand nicht daran gedacht, diese Toilette nach dem trockenfallen nicht zu benutzen!
Die andere Toilette sieht besser aus.
Ich beschließe zu duschen. Ziemlich beengt, aber es geht.
Danach ziehe ich mich an und bereite das Frühstück vor.
So langsam werden auch die anderen wach.
Nach dem Frühstück schreiben wir die notwendigen Einkäufe auf.
Das Leergut wird auf den Steg gestellt und wir gehen durch den Ort zum dortigen Supermarkt und kaufen ein.
Zwei Mann bleiben an Bord und machen „Klar Schiff“.
Der Rückweg zum Schiff sieht aus wie eine Prozession. Passt ja auch zu Fronleichnam!
Immer zwei Mann, die in der Mitte einen Kasten Bier tragen.
Die letzen zwei tragen kein Bier, dafür einen großen Pappkarton mit Lebensmitteln.
Am Schiff angekommen, werden die Einkäufe verstaut.
Danach gehen alle von Bord um die Insel zu erkunden.
Als Ziel unserer Wanderung haben wir uns den Leuchtturm vorgenommen.
Auf dem Weg dorthin sind wir an einer Strandbar vorbei gekommen und da einige die Symptome  einer Unterhopfung aufwiesen, kehrten wir dort ein.
Nach dem Genuss von zwei leckeren Bierchen ging es wieder besser und wir setzen den Weg zum Leuchtturm fort.
Da Cloude Probleme mit dem Knie hatte, machte er sich wieder auf den Weg zurück zum Schiff.
Am Leuchtturm angekommen, waren die Preise für den Aufstieg mit 4,50 € nicht gerade ein Schnäppchen und ich bin alleine auf den Turm gestiegen. Von dort hatte ich eine tolle Rundumsicht.
Den Rückweg liefen wir Barfuß am Strand entlang bis zum Schiff.
Dort angekommen, wartete ein grinsender Cloude mit selbstgebratenen Frikadellen a‘ la‘ Cloude auf uns.
Die schmeckten wirklich lecker und waren innerhalb kurzer Zeit verputzt.
Zum Abend machte wir uns Landfein und gingen in den Ort De Cocksdorp, um eine Pizza zu essen.
Danach ging es wieder zurück zum Schiff und ich bemerke einen Sonnenbrand auf der Stirn.
Auf dem Schiff gab es noch ein leckeres Bierchen und ich bezog meine Koje.
Ende Tag 3.

Tag 4
Samstag, den 21. Juni 2017

Ich werde durch Möwengeschrei geweckt und krieche aus meinem Schlafsack.
Der Himmel ist bedeckt und wir liegen wieder trocken. Das Watt stinkt wie am Vortag.
Auf dem Tisch stehen leere Flaschen und benutzte Gläser.
Ich ziehe mich an, mache den Abwasch und zusammen mit Harry bereiten wir das Frühstück vor.
Martin stellt den „Landungstrupp“ zusammen, die den Auftrag haben, frische Brötchen zu besorgen.
Heute wollen wir die Insel Texel wieder verlassen und da so langsam das Wasser wieder aufläuft, lässt Niklas die Schiffsschraube rückwärts drehen und spült somit den Schlamm unter unseren Schiff weg.
Nachdem unsere Landmannschaft mit frischen Brötchen zurück gekommen ist, wird erst einmal gefrühstückt.
Gegen 10:30 Uhr ist das Wasser hoch genug und Niklas dreht die Ouderzorg wieder in Richtung See.
Kurz darauf machen wir die Segel klar und segelten rund um die Insel Texel, vorbei an Terschelling, bis in die Nähe der Insel Vlieland.
Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, keine Wolke ist zu sehen und das ist schon ein schönes Gefühl, so dahin zu segeln!
Auf der Sandbank Richel lässt Niklas das Schiff wieder trocken fallen.
Henrik nutzt als erster die Gelegenheit und schwimmt in der Nordsee bei noch Hüfttiefen Wasser!
Böse Zungen meinten, dass ein Wal unser Schiff umrundet, aber ich habe keinen gesehen…
Gegen 20:00 Uhr war das Wasser nur noch 10 Zentimeter hoch und ich verlies das Schiff um den Grill auf dem Meeresboden aufzustellen.
Niklas kam mit seinem Gasbrenner und innerhalb von 5 Minuten war die Holzkohle weiß und mit der Assistenz von Michi und Rolf N., grillte ich leckere Steaks und andere Leckereien.
Am Abend genießen wir alle einen traumhaften Sonnenuntergang und ich bin mir sicher, dass es in der Karibik nicht schöner sein kann…
Peter und ich machten eine Wanderung zur nahe liegenden Naturbeobachtungsstation.
Dort angekommen wurden wir beiden sehr freundlich empfangen und bekamen alles genau erklärt, welche Aufgaben diese Plattform hat.
Dort werden Vögel, Seehunde, Robben und andere Seetiere beobachtet und gezählt.
Einmal in der Woche wird die Besatzung ausgewechselt.
Da es der Tag der Sommersonnenwende war, wurde es sehr spät erst dunkel und Peter machte sich zusammen mit mir auf den Rückweg zum Schiff.
Zurück an Bord gab es kein Bier mehr und so gab es als Schlummertrunk einen Genever.
Danach verzog in mich in meine Koje.
Ende Tag 4

Tag 5
Sonntag, den 22. Juni 2017

Mitten in der Nacht werde ich durch den laufenden Motor unseres Schiffes und Arbeiten an Deck geweckt.
Wie sich am Morgen herausstellte, verlegte Niklas die Ouderzog in der Nähe des Fahrwassers. Dort hatte er am Morgen zwei Stunden Vorsprung um die Flut zu nutzen.
Am Morgen werde ich durch Kaffeduft geweckt, der durch das Schiff zog.
Harry war heute der erste und hat Kaffee gekocht.
Draußen scheint die Sonne und wieder kündigt sich ein toller Tag an.
Nach dem Frühstück war gegen 10:00 Uhr genügend Wasser da und wir konnte  Kurs auf Harlingen nehmen.
Nach einer tollen Segelfahrt erreichen wir gegen 14:00 Uhr den Hafen Harlingen und eine tolle Kegeltour war fast zu Ende.
Mit einem dreifach kräftigen „Appe Latte“ bedankten wir uns bei Daniela und Niklas für die schöne Zeit und verließen das Schiff.

Es war eine tolle Erfahrung, die uns zusammen geschweißt hat und alle haben sich eingebracht.
Ob beim Spülen, Abtrocknen, Essen kochen, oder beim „Klar Schiff“ machen.
Aber das dürfen unsere Frauen nicht wissen…

„Vatter“ Rolf
im Juni 2017

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